Was bedeutet Nachhaltige Entwicklung im und für den Sport und was kann sie bewirken?
Persönlichkeiten mit unterschiedlichem Hintergrund positionieren sich mit ihren Erfahrungen und ihrer Überzeugung für Nachhaltige Entwicklung im Sport.
Anne-Kathrin Laufmann | Geschäftsführerin für Sport und Nachhaltigkeit | SV Werder Bremen
„Unsere Zukunft ist kein Spiel. Deshalb übernehmen wir als SV Werder Bremen seit über 20 Jahren in der Region Verantwortung und setzen uns für eine menschliche und nachhaltigere Gesellschaft ein. Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur ein strategisches Ziel, sondern auch tief verwurzelter Wert unserer Vereins- und Unternehmensidentität. Als Sportverein mit über 50.000 Mitgliedern und Millionen Sympathisant*innen weltweit tragen wir eine große Verantwortung. Unser Handeln hat für viele Menschen eine Vorbildfunktion.
Mir hat es in den über 15 Jahren bei Werder immer großen Spaß gemacht, diese Strahlkraft für einen positiven Wandel zu nutzen und zugleich gemeinsam mit meinen Kolleg*innen danach zu streben, Vorreiter für eine ganzheitliche Verbindung von Sport und Nachhaltigkeit zu sein. Dafür ermöglichen wir beispielsweise mit SPIELRAUM systematisch tausenden Kindern und Jugendlichen pro Woche in Bremen und Niedersachsen den Zugang zu Sportangeboten, wir setzen uns mit zahlreichen Maßnahmen für eine gerechtere, diversere Gesellschaft ein und setzen uns ehrgeizige Klimaziele, unter anderem bis 2040 klimaneutral zu werden.“
Anne-Kathrin Laufmann ist seit 2023 Geschäftsführerin für Sport und Nachhaltigkeit beim SV Werder Bremen. Sie kam bereits 2006 zum Traditionsklub aus der Hansestadt und wirkte maßgeblich am Aufbau der Nachhaltigkeitsabteilung mit, die sie viele Jahre leitete. Die erste zertifizierte CSR-Managerin der Fußball-Bundesliga war zugleich lange Jahre Mitglied des Vorstands der Werder-Stiftung. Gemeinsam mit ihrem mittlerweile 17-köpfigen Team hat sie dafür gesorgt, dass der SVW in puncto Nachhaltigkeit zur nationalen wie internationalen Spitzengruppe gehört.
Jörg von Ameln | Leiter Spielbetrieb und Nachhaltigkeit | Deutsche Eishockey Liga
„Die Clubs der PENNY DEL sind einstimmig unserer Nachhaltigkeitsstrategie gefolgt mit dem Ziel, nachhaltig geführte Unternehmen zu werden. Für diesen Transformationsprozess bedarf es gut ausgebildeter Mitarbeiter. In diesem Praxislehrgang werden nicht nur die relevanten Werkzeuge gelehrt, sondern auch eine breite und fundierte Übersicht darüber vermittelt, wie sich moderne Sportunternehmen nachhaltig aufstellen können.“
Die Penny DEL ist die zweite Profisport-Liga, die eine Nachhaltigkeitstrategie verabschiedet hat, die Ihren Mitgliedsvereinen einen verbindlichen Rahmen und auch als Bestandteil der Lizenzierung vorgibt.
Im Interview mit "Ziele brauchen Taten" spricht Jörg von Ameln über die Nachhaltigkeitsstrategie der Penny DEL und erklärt, warum Eishockey nachhaltige Perspektiven braucht.
Neele Rickers | Leiterin Marketing, CSR & Entwicklung | SC Paderborn 07 GmbH & Co. KGaA
"Wir sind stärker denn je aufgefordert, mit Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen und einen positiven Impact zu leisten.
Profi Clubs können das in zwei Dimensionen tun: Als Wirtschaftsunternehmen sind sie verpflichtet, ihren Fußabdruck zu überprüfen und ihre Geschäftstätigkeiten anzupassen und weiterzuentwickeln. Als gesellschaftlicher Akteur müssen sie Haltung zeigen und ihren Handabdruck erhöhen, indem sie mit Projekten und Maßnahmen auf Umwelt und Gesellschaft positiv wirken.
Um beides ganzheitlich vorantreiben zu können, bedarf es einer guten Strategie, die abstrakte Ziele in handlungsorientierte und wirksame Maßnahmen überführt sowie einer transparenten und ehrlichen Kommunikation."
Im Interview mit Stadionwelt® (Auszug) spricht Neele Rickers zu aktuellen Feldern des Nachhaltigkeits-Engagements beim SC Paderborn 07.
Marco Vögeli | Sustainability Manager | Liechtensteiner Fussballverband
„Fussball, wie er allgemein bekannt und geliebt wird, wird wohl nie vollkommen nachhaltig sein. Dennoch besteht die Möglichkeit, den Fussball in verschiedenen Aspekten nachhaltiger zu gestalten."
Als erster Nachhaltigkeitsbeauftragter des Liechtensteiner Fussballverbands (LFV) begleitet Marco Vögeli den Verband auf der Nachhaltigkeits-Reise. Nach einer Banklehre studierte er „Development Economics“ in Vancouver, Kanada und „African Studies“ in Kopenhagen und arbeitete einige Jahre in den Bereichen Impact Investing, Sustainable Investing und Entwicklungshilfe, zudem war er als Junioren-Fußball-Nationalspieler aktiv.
Im Sommer 2023 präsentierte der LFV erstmals in seiner Verbandsgeschichte eine Nachhaltigkeitsstrategie, die auf ihrer Verbandsstrategie "Gemeinsam.2026" basiert. Getreu ihrer Vision "EIN SPIEL. EIN TEAM. FÜRS LAND." werden sie auch in Zukunft durch ihren Sport sozial verantwortungsvoll handeln und sich gesellschaftlich engagieren. Hierfür haben sie nun eine klare Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, an der sie sich messen werden.
Die Nachhaltigkeitsstrategie als Leitfaden für den Verband setzt klare Ziele und definiert Maßnahmen, um die Bemühungen in den Bereichen Umwelt, Inklusion & Gleichberechtigung sowie Gesundheit & Wohlbefinden zu lenken. Es werden unter anderem CO2-Emissionen gemessen und reduziert, nachhaltige Beschaffungspraktiken gestärkt und ein möglichst nachhaltiger LFV-Campus geschaffen bzw. betrieben. Zudem werden soziale Projekte in den Bereichen Inklusion, Gleichberechtigung und Gesundheit weiterentwickelt und umgesetzt.
Katharina Morlang | Referentin Bildung, Qualifizierung, Nachhaltigkeit & Praxis-Forschungs-Dialog | Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund e.V.
„Worum geht es eigentlich wirklich wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen? Nachhaltigkeit bedeutet insbesondere Kinder und junge Menschen stark für die Zukunft zu machen, damit sie Gestalter*innen für eine zukunftsfähige Gesellschaft von morgen sein können! Es bedeutet, ihnen Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten zu bieten, Gestaltungskompetenz erwerben zu können sowie Raum für persönliche Entwicklung, Wachstum, Teamkompetenz, Begegnungen, soziale Teilhabe und Selbstwirksamkeit zu erhalten. Wenn wir eine nachhaltige Entwicklung der Welt und Gesellschaft wollen, dann müssen wir in die Entwicklung und Bildung junger Menschen investieren und ihnen Zugänge zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung schaffen. Damit möglichst alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihrem sozioökonomischem Hintergrund, dabei mitgenommen werden, sind spielerische niedrigschwellige Zugänge zu Bildung und Lernen, vernetzte Bildungsstrukturen und ein Umdenken des Bildungssystems notwendig. Es braucht viel mehr Bewegung, Sport und Spiel sowie Orte wie Sportvereine, in denen gemeinsam fürs Leben und die Zukunft gelernt wird!"
Katharina Morlang, Referentin Bildung, Qualifizierung und Nachhaltigkeit der dsj ist Erziehungswissenschaftlerin M.A. und hat ihre Masterarbeit zum Thema Informelle BNE im Sportverein geschrieben. Nebenberuflich ist sie auch als Trainerin im Gesundheits-/Fitnesssport u.a. in einem Sportverein aktiv.
Die Deutsche Sportjugend (dsj) widmet sich seit 2014 explizit der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Kinder- und Jugendsport und wurde 2018/2019 sowie 2023/2024 durch die UNESCO für ihr vorbildliches Engagement im Bereich BNE ausgezeichnet. 2017 hat die dsj in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Bildung für nachhaltige Entwicklung einen „Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung der Deutschen Sportjugend“ entwickelt.
Lukas Gunzelmann | Sportdirektor | Bayerischer Badminton-Verband
"Derzeit erleben wir einen gesellschaftlichen Wandel, bei dem sich alles um die zentrale Frage dreht: Wie sieht unsere Zukunft aus?
Die Klimakrise ist kein temporäres und kein politisches Thema. Es ist ein existenzielles Problem, dessen Lösung in unser aller Verantwortung liegt. Von diesem breiten Konsens der Wissenschaft gehen gleichermaßen unmissverständliche Mahnung und gesellschaftlicher Auftrag aus. Hinter dieser Botschaft versammelt sich auch der Bayerischer Badminton-Verband. Wir wollen nicht erziehen, sondern ermutigen und motivieren.
Aus diesem Grund setzen wir uns dafür ein unsere Mitglieder für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren sowie einen Mehrwert für Umwelt und alle Akteure in unserem organisierten Badmintonsport zu schaffen. Wir sind überzeugt, dass es immer einen nachhaltigeren Weg geben kann."
Weitere Informationen zur Arbeit der Gründen Feder im Bayerischen Badminton-Verband:
Nachhaltigkeit (badminton-bbv.de)
Andrea Dehaeck | Leading Expert Sustainability | FC Bayern Basketball
Nachhaltigkeit ist auch im Profisport von entscheidender Bedeutung. Als gesellschaftliche Vorbilder tragen Sportorganisationen eine Verantwortung, die über den Erfolg auf dem Spielfeld hinausgeht. Durch den bewussten Einsatz von Ressourcen, die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks und die Förderung sozialer Gerechtigkeit kann der Profisport eine führende Rolle im globalen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Zukunft einnehmen.
Nachhaltigkeit im Sport ist nicht nur ein notwendiger ethischer Ansatz, sondern auch eine Strategie, um langfristigen Erfolg, die Akzeptanz und das Vertrauen von Fans, Sponsoren und der Gesellschaft zu stärken.
Verantwortung übernehmen ist für uns also nicht nur auf dem Court eine wünschenswerte Eigenschaft - der FC Bayern Basketball übernimmt auch abseits des Feldes Verantwortung.
#wecaretogether
Hier spricht Andrea Dehaeck über das gesellschaftliche Engagement des FC Bayern Basketball im Rahmen des Projekts FCBB Helpside. (Aufnahme am 7.6.2024)
Matthias Mühlen | Leiter Nachhaltigkeit / CSR | VfL Bochum 1848 GmbH & Co. KGaA
„Geschäftsmodelle entwickeln sich weiter. Diese oft zitierte „Transformation“ betrifft nicht nur klassische Wirtschaftsunternehmen, sondern auch Clubs aus dem Sport, die in der Vergangenheit oft noch durch die relativierende Vereinsbrille betrachtet wurden.
Der gesellschaftliche Druck und zunehmende Regulierungen verdeutlichen, dass ein Umdenken stattfinden muss. Aber Nachhaltigkeit sollte nicht als reines Druckmittel, sondern vor allem als große Chance zur Weiterentwicklung verstanden werden. Dafür bedarf es mutiger Entscheidungen und neuer Strukturen. Das „Geschäftsmodell von morgen“ versteht Nachhaltigkeit weder als „on top“-Thema noch als „nice to have“. Es geht geht um einen ganzheitlichen und zukunftsgewandten Blick. Daher haben wir beim VfL Bochum 1848 die Vision „Von der Nachhaltigkeitsstrategie zur nachhaltigen Gesamtstrategie“ abgeleitet.“
Dany Kupczik | Geschäftsführerin Special Olympics Deutschland in Hessen e. V.
"Als Nachhaltigkeitsmanagerin im Bereich Sport bin ich besonders passioniert, wenn es um die Themen ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit geht. Der Sportsektor bietet eine einzigartige Plattform, um Bewusstsein für Umweltschutz zu schaffen und nachhaltige Praktiken zu fördern. Ich setze mich dafür ein, dass Sportveranstaltungen mit minimalen Umweltauswirkungen durchgeführt werden und dass sie zugleich als Katalysatoren für lokale und globale Nachhaltigkeitsinitiativen dienen. Die Verknüpfung von sportlichem Erfolg mit ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung ist für mich nicht nur eine berufliche Aufgabe, sondern eine Herzensangelegenheit.
Nachhaltigkeit muss nicht immer mit großen Gesten beginnen; oft sind es die kleinen, konsequenten Schritte, die eine tiefgreifende und dauerhafte Wirkung entfalten. Indem wir alltägliche Entscheidungen bewusst treffen – sei es die Wahl von lokalen Produkten, die Reduzierung von Abfall oder einfache Energieeinsparungen – können wir zusammen eine Kultur der Nachhaltigkeit schaffen, die nicht nur umsetzbar, sondern auch inspirierend für andere ist. Jeder kleine Schritt zählt und trägt dazu bei, dass Nachhaltigkeit im Kern unserer Gesellschaft verankert wird."
Wer Dany Kupczik erlebt, weiß, dass "Herzensangelegenheit" bei ihr keine Phrase bedeutet. Mit Leidenschaft und Engagement, mit sportlichem Ehrgeiz hat sie sich in ihrer vorherigen Aufgabe als Geschäftsführerin des TSV Bonames in Frankfurt für die Etablierung einer nachaltigkeitsgeleiteten Entwicklung Ihres Vereins eingesetzt und mit zahlreichen Initiativen bestehende und neue Mitglieder erreicht.
Das Engagement und die Leistungen wurden u.a. 2023 mit einem Stern des Sports (DOSB) und beim Wettbewerb West Derby Zukunft von RENN West für nachhaltige Sportvereine ausgezeichnet.
Benedict Dernbach | Paderborn Baskets
"Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, mir für meinen Heimat-Verein die Frage zu stellen: Wie können wir uns für nachhaltiges Engagement einsetzen und so unsere Gesellschaft fördern? Als Sportverein haben wir die besondere Möglichkeit, durch unser Engagement Werte zu vermitteln und so eine positive Wirkung für die Gemeinschaft zu erzielen.
Auf dem Weg eine Nachhaltigkeitsstrategie für unseren Sportverein zu erarbeiten, haben mir gerade der intensive Austausch mit anderen Sportvereinen und die Tipps aus unterschiedlichsten Sportbranchen in der Weiterbildung wertvollen Input geboten".
Der 22-jährige Basketball-Bundesliga-Spieler Benedict Dernbach engagiert sich schon seit Jahren ehrenamtlich ist aktuell Jugend-Trainer für die U10. Der zielstrebige dual Studierende hat auch eine Talente-Ausbildung beim LandesSportBund NRW besucht (Bericht im LSB-Magazin "Wir im Sport" 3/2023) und begleitet aktuell den Beirat zur Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Paderborn.
Tina Brit Schröder | Director Marketing & Communications & Sustainability | EHC Eisbären Management GmbH
„Die Fortbildung hat mich überhaupt erst in die Lage versetzt, eine Nachhaltigkeitsstrategie für uns zu erstellen, aber auch allen Kolleg*innen die Wesentlichkeit und Relevanz des Themas zu vermitteln, damit es Teil unserer Eisbären-DNA werden kann. Für uns heißt das, dass wir jetzt auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft des Unternehmens sind, jede*r Ideen beisteuert und bei der Umsetzung hilft und das Thema immer Teil von Entscheidungen ist, weil es alle Bereiche unseres Clubs betrifft."
Ihre Erwartungen zur COP26 in Glasgow 2021 hat Tina Schröder hier ausgesprochen - und die sind heute noch genauso aktuell wie damals!
Lothar Hartmann | Leiter Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement | memo AG
„Eine Nachhaltigkeitsstrategie ist besonders wirksam, wenn sie auf das Kerngeschäft des Unternehmens einzahlt und ganzheitlich umgesetzt wird. Transparenz und gute Kommunikation mit Kunden und Partnern sind dabei wichtige Elemente.
Gleiches gilt für Sportvereine und -veranstaltungen, die eine immense, positive gesellschaftliche Wirkung erzielen können. Wenn Sportvereine nachhaltig agieren und dies auch an ihre Fans umfassend kommunizieren, kann dies zu einem hohen Multiplikatoreffekt in der Gesellschaft führen."
Lothar Hartmann und die memo AG wurden als Vorreiter einer nachhaltigen Markenbildung und innovativer Ideen vielfach ausgezeichnet. Im Interview mit dem Magazin "UmweltDialog" spricht Lothar Hartmann insbesondere über Erfahrungen und Entwicklungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Anja Melo - CSR-Managerin | Umwelt- und Klimaschutzexpertin im Sport
Megaevents wieSportgroßveranstaltungen haben erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Das Ausmaß wird deutlich, wenn an Wochenenden die Fans der 1. und 2. Fußball-Bundesliga weite Strecken durch die Republik fahren, um ihre Heimmannschaften zu unterstützen. Dazu kommen natürlich noch viele andere Sportarten, in Profiligen und auch im Amateursport.
So sehr Vereine und Sportorganisationen - heute mehr denn je - in der Pflicht stehen, den entstehenden Impact zu reduzieren, so sehr haben sie mit ihren besonders verbundenen Stakeholdern, wie Fans, Sporttreibende und -Besuchende, die Chance, wirksamen Klimaschutz in der Breite zu thematisieren und zu betreiben. Voraussetzung dafür sind konkrete, nachvollziehbare Ziele und Maßnahmen sowie eine gute Datenbasis. Denn Klimaschutz beginnt bereits bei der Datenerhebung. Nur was messbar gemacht wird, kann gemindert werden.
Fabian Lautner | BC Grün-Weiß Obernzell und Bayerischer Badminton Verband e.V. [BBV]
Fabian Lautner und der BC Grün-Weiß Obernzell zeigen, dass eine bewusste und systematische nachhaltige Ausrichtung mit Zielen und Maßnahmenplan keine Frage der Größe eines Sportvereins sind. Der rein ehrenamtlich geführte Amateurverein, der sich selbst als Badminton-Familie bezeichnet, zählte Anfang 2024 108 Mitglieder.
Fabian ist als leidenschaftlicher Sportler mittendrin in dieser "Familie". Nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Lehramtsstudium absolviert er zur Zeit sein Referendariat. Früher hat er an Jugendturnieren teilgenommen, heute spielt der 24-Jährige beim BC GW Obernzell in der Bezirksoberliga. Seit 2019 besitzt er seinen Trainerschein, 2021 absolvierte er die B-Trainerausbildung. Neben dem Vereinstraining, das Fabian regelmäßig gibt, engagiert er sich auch im BBV im Bereich Lehrwesen.
Im Interview mit dem Bayerischen Badminton Verband erzählt Fabian Lautner, wie er die Nachhaltigkeits-Weiterbildung erlebt hat, welche Tipps er für andere Vereine hat und seine Vorstellungen, wie es im Verein weitergehen wird.
Mit seinen Ideen und dem im Lehrgang gesammelten know-how führte sein Weg auch in die Nachhaltigkeits-AG des Bayerischen Badminton Verbandes. "Ein hochqualifiziertes Referententeam sorgt für Innovation, Praxisorientierung und eine umfangreiche Betreuung der Teilnehmer:innen so dass die Abschlusspräsentation zu einem konstruktiven Miteinander auf Augenhöhe wird. Wer seinen Verein oder Verband fit für die Zukunft machen will, ist bei diesem Lehrgangsteam in den richtigen Händen".
Anfang 2024 veröffentlichte der BC Grün-Weiß unter Fabians Federführung seine Nachhaltigkeitsstrategie "Greenminton".
Victoria Knorr-Held | Community & Membership / Stabsstelle Nachhaltigkeit | 1. FC Nürnberg e.V.
„Für mich bedeutet „nachhaltig sein“ bei allem was ich tue, nachhaltigere Alternativen mitzudenken und wo immer möglich auch zu nutzen; selbst wenn der zeitliche, finanzielle oder organisatorische Aufwand vielleicht ein wenig höher ist. Zum Beispiel versuche ich auch in meiner Freizeit möglichst nicht Auto zu fahren und statt im Supermarkt regionale und saisonale Lebensmittel auf dem Markt einzukaufen. Niemand ist perfekt, aber jeder Schritt zählt.
In meiner Arbeit beim 1. FC Nürnberg arbeite ich täglich an unserer Vision „Den Club und das Leben besser machen“. Auch hier zählt jeder Schritt. Wir wollen unsere Prozesse optimieren mit dem Ziel, selbst klimafreundlicher und sozialer zu agieren, wollen aber auch unsere Fans auf das Thema aufmerksam machen und ihnen Möglichkeiten anbieten, sich zu engagieren. Als reichweitenstarker Sportverein können wir einen entscheidenden Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation leisten.“
Podcast ESM academy: Victoria Knorr-Held, wie wird ein Verein nachhaltig?
Videointerview mit dem avocadostore zum Thema Nachhaltigkeit im Fußball
Bauck GmbH: FCN und Nachhaltigkeit – Interview mit Victoria Knorr-Held
Sascha Kerschowski | Leitung Merchandising & Nachhaltigkeit / Ticketing | Augsburger Panther Eishockey GmbH
„Wir haben im Profisport mit unserer enormen Reichweite eine besondere Verantwortung, wenn es um das für unsere Gesellschaft so bedeutsame Themenfeld Nachhaltigkeit geht. Umso wichtiger ist es, ein auf die Besonderheiten des Sports konzipiertes Angebot wie den Lehrgang zum Nachhaltigkeitsmanager*in Sport zu haben. Die Inhalte werden im Rahmen des Lehrgangs anschaulich und praxisnah vermittelt, dazu bietet das sich aus dem Kurs ergebende Netzwerk an Nachhaltigkeitsmanager*innen eine hilfreiche Basis zum weiteren Austausch mit Kolleg*innen aus anderen Clubs und verschiedenen Sportarten. Viele Bestandteile des Kurses halfen so auch dabei unseren ersten Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, den wir im März 2024 veröffentlicht haben.“
Sascha Kerschowski verantwortete federführend den Nachhaltigkeitsbericht der Ausgsburger Panther, der erste Bericht seiner Art eines Clubs in den Deutschen Eishockey-Profiligen überhaupt. In seinem Verantwortungsbereich und in seiner Zuständigkeit als Nachhaltigkeitsmanager entwickelt Sascha auch den 1878 Shop bezogen auf Nachhaltiges Merchandising stetig weiter, ebenfalls in einer Vorreiterrolle in der Eishockey Liga.
Daniela Wurbs | Projektleitung BBAG e.V. - KickIn! Beratungsstelle Inklusion im Fußball
„Die soziale Säule von Nachhaltigkeit wird im Sport häufig noch vorrangig über vielfältiges soziales Engagement nach außen abgedeckt. Dabei fußen sämtliche Nachhaltigkeitsziele ganz zentral auf der Verwirklichung von Menschenrechten. Und im Kern menschenrechtlicher Konventionen stehen diskriminierungsfreie Zugänge für alle und der Schutz besonders von Ausgrenzung betroffener Personenkreise – auf allen Ebenen der Gesellschaft.
Deshalb finde ich es so wichtig, dass immer mehr Vereine und Sportorganisationen Diversität & Inklusion als ganzheitliche und zentrale Aufgabe ihrer Nachhaltigkeitsstrategien verstehen lernen.“
Daniela Wurbs ist seit vielen Jahren im Fußball unterwegs und hat sich ausgezeichnete Expertise im Bereich Vielfalt, Inklusion und Anti-Diskriminierungsarbeit angeeignet.
Sie war u.a. für die Koordinationsstelle Fanprojekte der dsj (KOS), im Fanladen St. Pauli (Fanprojekt), in der englischen Football Supporters Federation (FSF) tätig und Mitbegründerin respektive Geschäftsführerin der heute größten Fußballfanorganisation Europas Football Supporters Europe (FSE). Zuletzt wurde sie in Menschenrechtskommission zur UEFA EURO 2024 berufen.
Seit 2017 ist sie für die BundesBehindertenfanArbeitsGemeinschaft (BBAG) tätig und leitet dort die Beratungsstelle KickIn! für Inklusion & Vielfalt im Fußball.
Stefano Ridolfo | ESG Service Group KPMG Deutschland
„Unser Morgen ist mein heute.“ Dieser Satz treibt mich bei meiner täglichen Arbeit für KPMG und unsere Mandanten an. Ich sehe meine Aufträge im Bereich Nachhaltigkeit nicht nur als Projekte, sondern viel mehr als meine Aufgabe und meine Möglichkeit, das „Morgen“ zu gestalten. Als Berater und Prüfer im Nachhaltigkeitsbereich unterstütze ich in meinem Berufsalltag Unternehmen dabei, nachhaltige Praktiken zu implementieren und dabei die geltende Regulatorik zu berücksichtigen. Die Herausforderungen, die mit der Umstellung auf nachhaltigere Geschäftsmodelle einhergehen, sehe ich zugleich als Chance, Teil einer Bewegung zu sein, die positive Veränderungen in der Wirtschaft und Gesellschaft vorantreibt. Es freut mich, Mandanten auf ihrem ganz individuellen Weg dabei zu begleiten."
Stefano Ridolfos Herz schlägt für den Sport. Nach seinem Bachelorstudium der Sportökonomie und dem Masterabschluss in General Management war er über fünf Jahre im Profifußball bei der SpVgg Greuther Fürth im Nachhaltigkeitsbereich tätig. Während seiner Zeit dort war er selbst Teil des Zertifikatslehrgangs "CSR-Manager Fußballmanagement", gründete die Stiftung „Kleeblatt fürs Leben“ und initiierte die Veröffentlichung des ersten Tätigkeitsberichtes.
Seit 2022 ist Stefano Ridolfo für die KPMG als Berater und Prüfer im Bereich ESG tätig. In seiner täglichen Arbeit mit "großen und kleinen" Mandanten schöpft er aus seinem breiten Erfahrungsschatz aus der Sportbranche.
Hier gibt es zum download das KPMG-Whitepaper zur CSRD im Profifußball.
Miranda Wilson | Badmintonspitzenspielerin und deutsche Nationalspielerin | Gründerin BadmintONEarth
"Als Athletin habe ich das Privileg, meine Stimme und Reichweite für wichtige Themen wie den Klimaschutz einzusetzen. Am Ende meiner Karriere will ich nicht nur stolz darauf sein, auf dem Spielfeld alles gegeben zu haben, sondern auch darauf, mich für echte Veränderungen im Bereich Nachhaltigkeit engagiert zu haben. Klimaschutz ist keine Frage des „vielleicht“ – wir befinden mitten in der Klimakrise."
Die Spitzensportlerin Miranda Wilsonist nicht nur national und international auf dem Platz erfolgreich, wie als Vizeeuropameisterin 2020 mit dem deutschen Damenteam. Sie engagiert sich seit mehreren Jahren für den Klimaschutz, insbesondere mit der Gründung der Initiative BadmintONEarth, des ersten Klima- und Recyclingprojekts im Deutschen Badminton Sport. 2024 wurde sie für ihr Engagement und Persönlichkeit mit dem Markus-Keck-Gedächtnispokal ausgezeichnet.
Im Deutschen Badminton Verband (DBV) ist sie als „Präsidiumsbeauftragte für Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz" tätig.
Anton Klischewski | Sport- und Nachhaltigkeitsmanager FC Internationale, Berlin | Sport handelt Fair
„Wie können Strukturen im Sport nachhaltig verändert werden?
Diese Frage stellen wir uns regelmäßig mit unseren Netzwerkpartner*innen in der deutschlandweiten Kampagne Sport handelt Fair. Hierbei insbesondere bei der Unterstützung von Sportvereinen- und Verbänden bei der Umstellung auf den Fairen sowie ökologischen Einkauf von Sportartikeln, allerdings auch bei der ganzheitlichen Verankerung von Nachhaltigkeit in der Organisation. Ein Problembewusstsein herrscht mittlerweile häufig, nur an der Umsetzungsstruktur hakt es – und deshalb setzen wir genau hier an:
Beim digitalen Nachhaltigkeitsprogramm für Amateurvereine Natürlich Fußball, einer frei verfügbaren Produktliste mit nachhaltig hergestellter Sportkleidung, der Muster-Richtlinie für die nachhaltige Beschaffung (download) in deinem Verein oder unseren Sport handelt Fair Konferenzen.“
Hier spricht Anton Klischewski in der TV-Sendung „Raum für Notizen“ über Nachhaltigkeit im (Breiten-)Sport und Maßnahmen zur EURO 2024.
2021 hat RENN.west im Rahmen der Kampagne "Ziele brauchen Taten", die sich für Nachhaltige Entwicklung im und durch den Sport einsetzt, die Fokusgruppe „Nachhaltigkeit und Sport im Westen“ ins Leben gerufen.
Der Konsortialführer LAG 21 NRW besitzt eine langjährige Expertise in der partnerschaftlichen Entwicklung kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien, die für Sportvereine und -strukturen von höchster Bedeutung sind. Das Expert:innengremium der Fokusgruppe , in der auch das NCT beteiligt ist, hat sich mit einer Stellungnahme an die Bundesregierung gewendet, damit Sport als Akteur, Multiplikator und Motor für Nachhaltige Entwicklung im Rahmen des Ende 2023 gestarteten Konsultations- und Fortschreibungsprozesses in die Deutsche Nachhaltigkeits-Strategie [DNS] eingebracht wird.
Die Agenda 2030 erkennt im Sport einen "wichtigen Motor für eine nachhaltige Entwicklung und den wachsenden Beitrag des Sports zur Verwirklichung von Entwicklung und Frieden, indem er Toleranz und Respekt fördert und zur Stärkung der Rolle von Frauen und jungen Menschen, von Einzelpersonen und Gemeinschaften sowie zu Zielen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und soziale Eingliederung beiträgt." Und Sport kann noch mehr leisten, ist Teil der Probleme und Teil der Lösungen.
Es braucht also strukturelle Verankerung, damit Sport als Treiber der Nachhaltigen Entwicklung und Umsetzungsmotor für die Ziele der DNS seine volle Kraft entfalten kann.
Supporter gefragt !
Den Forderungen soll noch mehr Nachdruck verliehen werden, indem sie auf eine breitere Basis von Unterstützern gestellt wird.
Akteure bzw. Organisationen, die das Positionspapier mit ihrer Stimme unterstützen wollen, senden eine entsprechende Mail mit dem Betreff „Unterstützer*innen-Liste“ sowie Logo und vollem Organisationsnamen an pr@lag21.de .
Der aktuelle Stand ist laufend hier und über den Instagram-Kanal @lag21nrw einzusehen. Das Positionspapier steht hier zum Anschauen und zum Download (PDF) bereit.